Der Immobilienverband Deutschland (IVD) hat kürzlich den Gewerbe-Preisspiegel für die Jahre 2024 und 2025 veröffentlicht. Diese umfassende Analyse, die auf Daten aus über 380 Städten in Deutschland basiert, bietet wertvolle Einblicke in die Entwicklungen der Büro- und Ladenmieten sowie der Preise für Gewerbegrundstücke. Die Ergebnisse verdeutlichen die zunehmenden regionalen Unterschiede in einem sich dynamisch verändernden Marktumfeld.
Ein zentrales Ergebnis des Preisspiegels ist die steigende Nachfrage nach modernen Büroflächen, die den ESG-Kriterien entsprechen und sich in zentralen Lagen befinden. In vielen Großstädten sind die Mietpreise für solche Flächen deutlich angestiegen. Jeanette Kuhnert, Vizepräsidentin des IVD, erklärt: „Unternehmen legen zunehmend Wert auf ansprechende Arbeitsumgebungen, die den Anforderungen der hybriden Arbeitswelt gerecht werden.“ Der Anteil der Homeoffice-Nutzung hat sich stabilisiert und liegt nun bei etwa 30 Prozent, was zu einer erhöhten Planungssicherheit führt. Anstatt ihre Büroflächen zu reduzieren, setzen viele Firmen auf eine Umgestaltung ihrer Räumlichkeiten hin zu flexiblen Zonen für Kommunikation und Zusammenarbeit. Diese Flexibilität ist ein entscheidender Faktor für die Vermietbarkeit von Büroflächen, deren Mieten wieder ansteigen.
Im Gegensatz dazu sieht es bei älteren Bestandsflächen außerhalb der Innenstadtlagen anders aus. Hier steigt die Leerstandsquote erheblich, insbesondere in Städten wie Berlin mit 6,7 Prozent und Frankfurt mit 10 Prozent. Viele dieser Flächen erfüllen nicht mehr die heutigen Anforderungen und haben Schwierigkeiten, neue Mieter zu gewinnen. Laut einer Analyse der Arge Kiel sind rund 30 Prozent der etwa 350 Millionen Quadratmeter Nutzfläche in Büros und Verwaltungsgebäuden in Deutschland mit geringem baulichem Aufwand für eine Umnutzung zu Wohnungen geeignet; bei weiteren 20 Prozent ist ein mittlerer Aufwand erforderlich.
Die Preise für gewerbliche Baugrundstücke zeigen ebenfalls interessante Trends. In den letzten 15 Jahren konnten sie kaum mit der Inflation Schritt halten. Aktuell kostet ein Quadratmeter Baugrund in mittlerer oder guter Lage inflationsbereinigt 36 bis 38 Prozent mehr als im Jahr 2010. Im Vergleich zum Jahr 2023 liegen die realen Preise jedoch um 5,7 Prozent niedriger.
Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis des Preisspiegels betrifft den Einzelhandelssektor. Trotz einer Erholung der Besucherzahlen in Innenstädten – nahezu auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie – zeigt eine Analyse des Handelsverbands HDE einen Rückgang der Einzelhändlerzahlen von rund 372.000 Unternehmen im Jahr 2015 um etwa 18 Prozent auf derzeit circa 306.000.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Gewerbeimmobilienmarkt in Deutschland vor tiefgreifenden strukturellen Veränderungen steht. Während hochwertige Büroflächen und gut erschlossene Gewerbegrundstücke weiterhin gefragt sind, wird in Randlagen und bei älteren Beständen ein wachsender Anpassungsdruck spürbar.